2. SONNTAG IM JAHRESKREIS
Evangelium nach Johannes 2,1-12
Die Sprache der Bibel ist meistens eine Bildsprache. Es geht um Bilder, mit denen man mehr über eine tiefere Wirklichkeit aussagen kann, als mit vielen Worten. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Das gilt auch für die Erzählung von der Hochzeit zu Kana. Nüchtern betrachtet gibt es hier einige unlogische Dinge: Zuerst will Jesus nicht eingehen auf die Aufforderung von Maria, beim Problem mit dem Wein zu helfen, aber dann tut er es doch sofort. Und wie: 600 Liter Wasser lässt er bereitstellen! Übertreibt er da nicht ein wenig? Dass Jesus da ein „Wunder“ wirkt und wie, wird überhaupt nicht erzählt: Der Organisator des Festes stellt nur fest, dass aus dem Wasser Wein geworden ist. Und die Aussage von ihm: „Jeder bringt doch zuerst den guten Wein auf den Tisch, und wenn die Gäste schon reichlich getrunken haben, folgt der schlechtere“, war weder damals noch heute üblich. Wir haben es hier mit einer Erzählung zu tun, die etwas anderes sagen will, als dass Jesus ein Wunder gewirkt hat. Übrigens, der Evangelist Johannes redet nie von „Wunder“, sondern von „Zeichen“. Jesus hat Zeichen gesetzt, mit denen er uns etwas sagen will. Was will Jesus uns mit diesem Zeichen deutlich machen?
Das Bild einer Hochzeit wird in der Bibel oft verwendet, um über unsere endgültige Zukunft zu reden, unser Sein mit, bei Gott. Wir sind eingeladen zum „himmlischen Hochzeitsmahl“. Eine orientalische Hochzeit war das Höchste der Gefühle des Glücks und der Freude. Dieses Bild der Zukunft, so will Johannes zeigen, beginnt mit dem Auftreten und Wirken Jesu in dieser Welt. Jesus lässt hier sein Programm aufscheinen. Es heißt: Gemeinsames Feiern, Verbundenheit miteinander, Zusammenleben in Freude gehören ins menschliche Leben. Unser irdisches Leben soll sich mit Jesu Hilfe mehr und mehr dem ewigen Leben in Glück und Freude annähern und zuwenden.
Wein ist Symbol der Lebensfreude - Wasser kann nur unser Grundbedürfnis stillen. Wein ist die Steigerung in Glück und Freude. Gott will unser ganz gewöhnliches Leben, mit allem, was sich da abspielt, in kostbare Lebensfreude verwandeln. Jesus wird später sagen: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben." Durch Jesus bekommt unser Leben eine andere, bessere Qualität - mit innerer Freude erfüllt. Leben in Fülle ist hier angedeutet mit dem überfließenden Traubensaft: 600 Liter!
Die neue Lebensqualität und die neue Lebensfreude werden sichtbar, wo wir aus dem Geist Jesu heraus unser Leben umgestalten. Das ist das Zeichen, dass Jesus hier im Johannesevangelium, am Anfang seiner öffentlichen Tätigkeit, setzt. Das ist seine Botschaft an uns. Sind wir uns dessen noch bewusst, dass das Christentum eine zutiefst fröhliche Religion ist, dass es hier um tiefste Lebensfreude geht, die Gott uns schenken will? Wenn wir das übersehen und vergessen, haben wir Jesus nicht verstanden! Gerade Papst Franziskus hat das in einem seiner Schreiben stark betont, wenn er sagt: „Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen... Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude.“ Vielleicht müssen wir das in unserem Leben neu entdecken!
Ein Dichter hat es so zum Ausdruck gebracht:
„Gib uns die Freude am Leben zurück.
Gib uns die Kraft zurück, die wir aufgebraucht haben. Wir sind so leer.
Lass uns Atem schöpfen, Gott, von deinem Atem.
Gib uns wieder das rechte Wort, das wir verloren haben. Gib uns wieder ein Ziel. Wir sind so leer. Lass uns Atem schöpfen, Gott, von deinem Atem.“
Evangelium - frohe Botschaft, die Jesus bei der Hochzeit zu Kana zeichenhaft bringen will. Wirklich an Jesus, an Gott glauben, erfüllt uns mit tiefer Freude. Und dazu sind wir bestimmt.